Eigentlich möchte ich mich ja nur als zertifizierte Reiki-Anwenderin selbstständig machen. Den Menschen helfen, ihre Blockaden zu lösen. Sie mit der universellen Heilenergie behandeln und ihnen die Möglichkeit geben, ihre Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Es war wie ein innerer Ruf, etwas drängte mich in diese Richtung und ich sog alles an Wissen wie ein Schwamm auf. Ich las etliche Bücher, durchstöberte das Internet und hörte mir verschiedene Podcasts durch.
Inzwischen bin ich bis oben hin voll. Und total überwältigt ab der schier unendlichen Flut an Angeboten in der spirituellen Szene. Die Welt scheint aus unzähligen Wunderheilern zu bestehen. Jeder verspricht für einen königlichen Betrag die absolute Heilung aller menschlichen Leiden. Da kommt mir die Frage auf, wieso es nach wie vor so viel Unzufriedenheit, so viel Krankheit und so viel Ungerechtigkeit auf Erden gibt. Irgendwas scheint da massiv falsch zu laufen.
Ich muss gestehen, auch ich habe in den vergangenen Jahren etliches Geld für vielversprechende Kurse und Zertifikate ausgegeben. Gute Kurse, Zertifikate, auf die ich persönlich nach wie vor stolz bin. Aber habe ich damit jetzt die Welt verändert? Geht es mir besser damit? Oder bin ich wieder einmal mehr der Wollust verfallen? Immer mehr wissen zu wollen, mehr wissen zu müssen. Nie satt zu werden ab der unendlichen Flut an spirituellem, bewusstseinserweiterndem Futter.
Die Zeit verging und mein Verlangen wurde immer grösser, kein Kurs brachte mir die endgültige Befriedigung. Geschweige denn die vermeintlich dringend benötigte Erleuchtung und Heilung allen Elends. Im Gegenteil. In mir wuchs still und langsam eine Art Sucht. Sucht nach Wissen, Sucht nach Bestätigung. Etwas muss ich doch tun können, um mich besser zu fühlen. Ja, besser.. doch besser als wer? Als die andern? Als ich selbst? Kann ich besser als ich selbst sein? Wohin soll das führen? Kein Wunder, dass der innere Druck immer stärker wurde. Nie kam ich an.
Das Angebot an Online-Kursen scheint eine unendliche Zahl angenommen zu haben. Jeder, und damit meine ich wirklich JEDER, kann einen solchen Kurs anbieten. Hauptsache der Online-Auftritt sieht vielversprechend aus. Marketing muss man schon im Griff haben. Und die Preise erst. Je teurer, desto mehr Qualität verspricht der Anbieter. Oder doch lieber die Masche des grossen Rabattes? „Nur für heute 50% Rabatt auf unser Kursangebot“. Wenn man diese „Sonderangebote“ jedoch beobachtet, merkt man, dass dieses „nur heute“ täglich gilt. Ja klar, kann man machen. Und ja, auch ich habe diese „Rabatte“ genutzt und habe statt 50% Ersparnis eine Ausgabe von 100% gehabt. Du weisst, was ich damit meine, oder?
Ich bin ehrlich. Auch ich habe diese Kurse besucht, um selbst als „Therapeutin“ arbeiten zu können. Selbstständig die Energiearbeit in meiner eigenen Praxis anzuwenden. Klienten zu helfen. Irgendwann eigene Kurse anbieten. Ich war begeistert, ganz ehrlich.
Aber irgendwas plagte mich immer. Sobald ich wieder an meiner Homepage gebastelt habe. Oder mir ein Konzept für einen eigenen Kurs (über Chakren zum Beispiel) überlegt habe. Jedes mal bekam ich ein flaues Gefühl im Magen. Ein Grummeln, leichte Verkrampfungen. Irgendwas war nicht ok.
Bis es mir heute wie Schuppen von den Augen fiel. Fast bin ich in eine gut getarnte Falle getreten. Fast hätte ich lächelnd und guter Dinge viele arme Menschen über den Tisch gezogen. Denn wer gibt mir das Recht Kurse über spirituelle Themen anzubieten, und dafür Geld zu verlangen? Wer hat mir erlaubt, dass ich mit der Verzweiflung meiner Mitmenschen Geschäfte machen darf? Wo bleibt da die Nächstenliebe? Klar, ich habe mir mein Wissen selbst angeeignet und habe viele Stunden investiert. Aber das habe ich für mich gemacht. Um mir, meiner Familie und meinen Freunden zu helfen. Meinen Tieren. Aus Nächstenliebe, unentgeltlich natürlich. Wieso soll das bei Fremden anders sein? Wer gab mir die Erlaubnis, Geld von Fremden zu verlangen, mir Reichtum anzuhäufen, mit allumfassendem, göttlichem Wissen, welches für alle zugänglich und kostenlos sein sollte?
Die Entwicklung der spirituellen Szene läuft in eine gefährliche, ungesunde Richtung. Vieles wird gelehrt, aber nicht umgesetzt. Viele verdienen sich eine goldene Nase mit dem Leiden der Mitmenschen. Angst wird geschürt, um diese anschliessend heilen zu können. Das erinnert mich paradoxerweise an die so verteufelte Pharmaindustrie.
Klar, ich möchte hier nicht alle in einen Topf werfen. Auf meinem Weg habe ich viele gute Seelen angetroffen. Menschen, die mit ihren Worten allein schon eine riesige Heilenergie ausstrahlen. Das sind dann meist auch die Menschen, die sich fern halten von solchen Kursangeboten. Menschen, die ihr Wissen kostenlos teilen. Die es lieben, den Menschen echt und in 1:1 Betreuung zu helfen. Diese Menschen sind Gold wert und ich bin unendlich dankbar, dass ich diese Menschen treffen durfte!
So sollte es eigentlich sein. Die neue, goldene Zeit ist im Aufbau. Eine Zukunftsvision in mir sagt, dass die Nächstenliebe grossgeschrieben wird. Dass das Heilen und Helfen, die Liebe, im Mittelpunkt steht. Ein Miteinander, wie wir es nur aus Geschichten kennen. Bedingungslos, grenzenlos, ohne Hintergedanken. Ohne gedanklich Bereits abzuwägen, was die folgende Tat wohl für einen Gewinn bringen könnte. Welchen Eigennutzen. Das sollte kein Thema mehr sein, wenn wir es zu einer liebenden Gemeinschaft bringen möchten. Eine Gemeinschaft, die für jedes Mitglied sorgt. Jeder bringt seine Stärken mit ein. Jeder kann sich vollumfänglich entfalten.
Eine Umverteilung von der aktuellen Macht über das Volk oder dem Finanzsystem dieser Welt schliesse ich komplett aus. Viele Lehren die Ansicht, dass das globale Vermögen von der „bösen“ zu der „guten“ Seite wandern muss. Bullshit! Sorry für die Wortwahl. Aber ganz ehrlich, Geld ist nichts wert. Geld ist eine von uns Menschen selbst gemachte Fantasie. Geld gehört abgeschafft.
Jede Person auf Erden hat das gleiche Recht wie sein Nächster. Seinen Wert mit imaginären Zahlen auf dem Konto zu definieren ist Schwachsinn. Ganz ehrlich, wer hat gesagt, dass ein Banker mehr zu verdienen hat als ein Elternteil, der Vollzeit mit dem Nachwuchs zuhause ist? Die wohl wichtigste Arbeit überhaupt ist es doch, unsere Kinder in Sicherheit und voller Liebe gross ziehen zu dürfen. Ohne ständig das Messer am Hals zu haben, nichts zu sein. Ende Monat zu wenig Geld zu haben. Sich rechtfertigen zu müssen, dass man nicht arbeitet. So vieles scheint schief zu laufen. Ich könnte noch weiter philosophieren, aber das würde etliche Grenzen sprengen.
Eine Lösung muss her. Ich weiss selbst noch nicht wie, aber irgendwie wird sie schon kommen. Der erste Schritt ist es, genug Menschen zum Aufwachen zu bringen.
Und deshalb wurde aus meiner ursprünglichen Idee Therapien und Kurse anzubieten, nun erst Mal ein Blog. Ein Blog der aufrütteln soll. Eine Stimme, die hoffentlich viele Herzen erreicht. Ein Weckruf an die Menschlichkeit. Ein kleiner Schritt, in die richtige Richtung. In eine neue Welt, in der jede Stimme zählt und wir uns gegenseitig, ohne Geldgier oder Wollust ehrlich unterstützen.